Nur, wer sich
entscheidet, existiert.
Martin Luther
Wir Menschen neigen dazu, einen Mangel und die Knappheit als Belastung und Einschränkung zu empfinden. Deswegen fordern wir auch gerne mehr von allem: mehr Lebenszeit, mehr Gehalt, mehr Freizeit, mehr Sicherheit, mehr Anerkennung. Letztlich sehnen wir uns ins Paradies zurück, wo Fülle herrschte. Wir verkennen damit aber: „Wäre der Mensch ein Wesen der Fülle, dann würde er sich nicht sehnen, er würde nach nichts streben. Er hätte keine Möglichkeit der Freiheit. Noch mehr: das Wort Freiheit hätte für ihn überhaupt keinen Sinn. Einfacher gesagt: er wäre eben kein Mensch.“ (Jeanne Hersch, Schweizer Philosophin und Pädagogin 1910 –2000)
Erst die Begrenztheit und die Endlichkeit unserer Zeit und unserer Möglichkeiten machen diese kostbar und motivieren uns, sie sinnvoll zu gestalten. Die Knappheit an Gütern, Mitteln, Möglichkeiten und auch an Lebenszeit fordert uns zur Entscheidung: Sollen wir dies oder jenes tun, dies oder das nehmen, diesen oder den anderen Weg nehmen? Wir müssen wählen und entscheiden, uns anstrengen und Gedanken machen – das ist Freiheit! Erst aus der Knappheit erwächst also unsere Freiheit, und aus der Freiheit erwächst unsere Kreativität. Und diese beiden – die Freiheit und die Kreativität – geben unserem Leben Sinn. Und deshalb konnte Luther zu Recht sagen: „Nur, wer sich entscheidet, existiert.“
Winfried Kretschmann (Grüne)
Ministerpräsident
geboren 1948 in Spaichingen; katholisch, verheiratet, drei Kinder, Oberstudienrat, Ministerpräsident, MdL 1980 –1984, 1988–1992 und seit 1996, Wahlkreis 9, Nürtingen