In der Politik haben
entweder wenige das Sagen oder viele, und doch, wenn Gott nicht über allem steht, wird weder von wenigen gut regiert noch von vielen.
Martin Luther
Martin Luther regt mich mit diesem Wort aus seinen Tischreden im Jubiläumsjahr der Reformation zum Nachdenken über die Qualität des Regierens an. Jenseits der auch bei uns viel diskutierten Frage, ob wir eher der repräsentativen Demokratie – in der wenige das Sagen haben – oder mehr direkten Elementen – wo viele mitreden dürfen – den Vorzug geben, geht es Luther allein darum, dass politisches Handeln Gottes Geboten untergeordnet bleibt.
Da der freiheitlich säkulare Staat von Voraussetzungen lebt, die er selbst gar nicht schaffen kann (Böckenförde-Diktum), halte ich es für elementar wichtig, dass wir als politisch Verantwortliche, eine gemeinsame Wertebasis und Haltung als Grundlage haben, um die gesellschaftliche Ordnung zu wahren und gute Politik für alle Menschen im Land zu machen. Ein sprudelnder Quell gemeinsamer Tradition und Kultur ist und bleibt die biblische Botschaft. Für mich haben dabei die bekannten Gebote Jesu zur Nächsten- und Feindesliebe eine zentrale Bedeutung. Solange diese Maßstab unseres politischen Handelns sind, steht Gott im Sinne Luthers „über allem“ – und damit lässt sich nicht nur gut regieren, sondern auch gelingendes Zusammenleben gestalten.