Und am dritten Tage
war eine Hochzeit zu Kanaa in Galiläa, ...
und die Mutter Jesu war da. Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen. Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus spricht zu ihr: Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut.
Joh. 2, 1-5
Diese Bibelstelle kennt wohl jeder: die Erzählung, wie Jesus Wasser zu Wein wandelt. Eingebettet in die Fröhlichkeit einer Hochzeit wird das erste Wunder Jesu geschildert. Ein ungewöhnliches, denn er lindert nicht irgendeine Not, sondern sorgt dafür, dass die Hochzeit nicht ohne Wein bleibt. Theologen haben viel über die eucharistische Bedeutung von Wasser und Wein geschrieben. Mir geht es aber um die Rolle der Mutter Jesu. Sie tritt nur selten in den biblischen Erzählungen in Erscheinung. Hier hat sie eine ganz besondere Rolle, die offenbart, wie weibliche Konfliktlösung funktioniert. „Sie haben keinen Wein mehr.“ Eine lapidare Feststellung. Das ist keine Bitte („bitte wandle Wasser zu Wein“), das ist keine Aufforderung („hilf dem Brautpaar“), – es reicht der dezente Hinweis: „Sie haben keinen Wein mehr.“
Man kann sich das vorstellen: sanft, fast geflüstert, ohne Gestik, ohne Dramatik. Sie weiß, dass Jesus weiß, was zu tun ist. Das ist weibliche Führungskunst, mütterliche Lenkung. Es ist eine wunderbare Bibelstelle, in der Jesu Mutter Herz zeigt und mit subtilen Mitteln zum Ergebnis führt. Und das Beste: das Brautpaar hat nichts davon bemerkt. Der Helfer lässt sich nicht feiern oder mit Dank überschütten, er handelt. Punkt. Und setzt sich wieder – war da was?
Sylvia M. Felder (CDU)
geboren 1967 in Gernsbach; katholisch, verheiratet, drei Kinder, Rechtsanwältin, MdL seit 2016, Wahlkreis 32, Rastatt