Jesus stand am See
Genezareth und stieg in eines der Boote,
das Simon gehörte und lehrte die Menge vom Boot aus. Als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! Simon antwortete ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort hin, will ich die Netze auswerfen. Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische und ihre Netze begannen zu reißen.
Lukas 5
„Fahre hinaus, wo es tief ist“ – diese Bibelstelle berührt mich, weil ich glaube, dass man um ein volles und reiches Leben haben zu können, auch bereit sein muss, sich auf das Tiefe einzulassen. Das Tiefe ist für mich ein Bild für alles, was nicht immer leicht ist, für das, was uns mehr als unsere normale Energie abverlangt, was uns herausfordert und vielleicht auch in Gefahr bringt. Ich muss das Leben wagen, um es in seiner Fülle haben zu können und um mit anderen Menschen wirklich ins Gespräch zu kommen. Denn hinter dem Tiefen und Schwierigen steht auch immer die Hoffnung, dass die Dinge sich zum Guten wenden können.
Ich finde dieses Bild passt gut zu den Aufgaben, die mir als Politikerin begegnen können. Ich wünsche mir Aufgaben und Herausforderungen, an denen ich wachsen und für die Gemeinschaft etwas erreichen kann. Zugleich wünsche ich mir auch Menschen, die mit mir unterwegs sind, die zuhören und sich gemeinsam für das Gemeinwesen einsetzen wollen. Auch wenn ich nicht als Christin getauft bin, ist die Bibel für mich dennoch ein ganz besonderes Buch und angesichts der Fülle von faszinierenden Geschichten, die sie erzählt, verstehe ich, dass sie das „Buch der Bücher“ genannt wird. Wenn der Bodensee, wo ich lebe, auch nicht der See Genezareth ist, so könnte man es, wenn die Sonne gerade aufgeht und die Fischer vom nächtlichen Fang zurückkehren, manchmal fast glauben.
Nese Erikli (Grüne)
geboren 1981 in Heilbronn; Projektleiterin, MdL seit 2016, Wahlkreis 56, Konstanz