Es ströme aber das
Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.
Amos 5, 24
In diesem Vers klingt vieles an, was mir bei meiner politischen Arbeit wichtig ist: Recht, Gerechtigkeit und die Verbundenheit mit der Natur. Die poetische Sprache beflügelt unsere Fantasie und macht Lust, im Sinne Gottes zu handeln und sich für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen. Der Appell ist hochaktuell – in einer Zeit, in der die Reichen immer reicher und die Ärmsten noch ärmer werden, in der lebensnotwendiges Wasser als Handelsware verkommt, in der Konflikte um das Wasser den Frieden bedrohen – in der Bäche austrocknen, weil Großkonzerne auf Kosten der Natur und der armen Länder des Südens ihren Profit maximieren.
Der Prophet Amos sprach diesen Appell mit aller Leidenschaft aus – gegen die Dumpfheit seiner Zeitgenossen, die sich ihren „Kuschel- Gott“ bastelten und so lebten, als sei es Gott gleichgültig, dass der Wohlstand der einen für die Armen ein immer schwerer werdendes Joch von Abgaben, Fronarbeit und Verschuldung bedeutete und es so zu Bestechung und Rechtsbeugung kam. Demgegenüber klagte Amos den Wert und die Würde von Gerechtigkeit und Recht ein. Er nahm kein Blatt vor den Mund. Gegen die schwelgerischen Frauen in Samaria wetterte er: „Höret dies Wort, ihr fetten Kühe, die ihr auf dem Berge Samarias seid und den Bedürftigen Unrecht tut …“ Das imponiert mir. Das wunderbare Bild von der Gerechtigkeit als nie versiegender Bach ist ein Gegenbild zu der Wirklichkeit seiner Zeit, in der das Leben verkümmert, weil die lebensspendende Quelle von Recht und Gerechtigkeit auszutrocknen scheint.
Hans-Ulrich Sckerl (Grüne)
geboren 1951 in Weinheim; verheiratet, zwei Kinder, Geschäftsführer, MdL seit 2006, Wahlkreis 39, Weinheim