Unser nächster ist
jeder Mensch, insbesondere der, der unsere Hilfe braucht.
Martin Luther
Hinter diesem vermeintlich kurzen Zitat steht ein über Jahrhunderte erarbeiteter, entwickelter, gepflegter und vor allem erkämpfter Gedanke. So sind Nächstenliebe und Barmherzigkeit das Fundament unserer christlichen Weltanschauung und durchziehen unser gesamtes Werte- und auch Rechtssystem. Dabei unterscheidet der Gedanke nicht zwischen Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht oder Religion. Ich habe mich für dieses Zitat entschieden, weil es nicht an Ort und Zeit gebunden ist. Es bildet den Rahmen des Menschseins.
Wenn Menschen darüber reden, Mauern zu bauen statt Brücken, sich gegenseitig Verantwortlichkeiten und Schuld zuschieben und der Schutz von Minderheiten aufgrund eigener Ängste plötzlich hintenansteht, so ist die Besinnung auf das, was unsere demokratischen Werte und Prinzipien ausmacht, wie eben jener von Luther geäußerte Grundsatz, dass wir unseren Kern, unsere Barmherzigkeit entdecken sollen, wichtiger denn je. 2017 jährt sich der Tag, an dem Luther die 95 Thesen veröffentlichte zum 500. Mal. Zu diesem Anlass sollten wir unsere Lehren aus dem Dagewesenen ziehen. Gerade jetzt gilt es, an die Grundlagen von Luthers Lehre zu erinnern, die Menschlichkeit in den Vordergrund und das Gebot der Nächstenliebe wieder ins kollektive Gedächtnis zu rücken. Denn zweifelsfrei leben all unsere Gesetze und Regeln einzig durch die Menschen und ihr Handeln. Nur wenn wir uns auf unseren inneren Kern besinnen, können wir uns auch nach außen richten.