Vor allen Dingen
aber, Brüder und Schwestern, schwört nicht,
weder bei dem Himmel noch bei der Erde noch mit einem andern Eid. Es sei aber euer Ja ein Ja und euer Nein ein Nein, damit ihr nicht dem Gericht verfallt.
Jakobus 5, 12
Das wichtigste Instrument in der Politik ist das Wort. Damit werden nicht nur Dinge beschrieben, sondern es werden Begründungen gegeben, Stimmungen erzeugt und täglich Diskussionen geführt. Diese Bibelstelle mahnt uns, nicht leichtfertig mit Worten und Reden umzugehen. Sie warnt im ersten Satz davor, sich zu leichtfertig auf höhere Mächte, Autoritäten und Moralvorstellungen zu berufen. Der Amtseid mit oder ohne religiöse Beteuerung ist bei uns gute Praxis. Hier ist zu lesen, dass dies aber viel mehr ist als nur ein gewohntes Ritual, das im alltäglichen Geschäft verschwindet.
Im zweiten Satz wird Eindeutigkeit in der Rede verlangt. Eine hohe Forderung, denn die Grenzen zwischen Wahrheit, Halbwahrheit, verdeckter oder offener Lüge sind nicht nur in der Politik fließend. Ich verstehe dies als Warnung davor, einen Unterschied zwischen verdecktem Handeln und offener Rede zu machen, denn Ja und Nein sollen nicht nur gesprochen werden, sondern wirklich so sein. Die Wahrheit dringt am Ende immer durch. Es erinnert uns darüber hinaus gerade in der Politik daran, dass wir verständlich mit Menschen reden müssen. Sonst verlieren wir sie für die Demokratie. Meine Erfahrung ist, dass ein eindeutiger, klarer Standpunkt ausgesprochen werden sollte. Er wird auch bei denen mehr respektiert, die anderer Meinung sind.