Freiheit als zentraler
Begriff der Reformation
Martin Luther lesen lohnt sich immer – aber die Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ lohnt sich ganz besonders. Sie enthält viel Spannung und Widerspruch – nämlich mit der scheinbar paradoxen Aussage, dass der Christenmensch frei in allen Dingen ist und zugleich aber auch ein dienstbarer Knecht aller Dinge. Luther sieht uns als befreit, für andere da zu sein. Es ist nicht nur eine „Freiheit von“ Angst und Zwang, sondern auch eine „Freiheit zu“ Dankbarkeit und Hilfsbereitschaft. In der Übertragung geht es beim Freiheitsbegriff um Autonomie – um Selbstbestimmung, Mündigkeit, Selbstverantwortung, den Mut, sich des eigenen Verstandes zu bedienen und selbständig zu handeln.
Deshalb ist der Gedanke der Reformation heute noch so aktuell wir vor 500 Jahren, sowohl innerhalb der Kirche als auch in Gesellschaft und Politik. Freiheit fordert Einsatz, fordert das Gesicht zu zeigen für ein offenes, vielfältiges und demokratisches Deutschland. Für eine Kirche, die Reformation und Veränderung nicht nur als Auftrag nach außen, sondern auch nach innen begreift. Unsere Kirche sieht sich zu Recht als eine „ecclesia semper reformanda“, also als eine sich immer neu zu verändernde Kirche. Wie Luther sich damals einmischte, muss sich auch die Kirche heute einmischen und klare Antworten auf gesellschaftliche Fragen geben.