Ehrt jedermann,
habt die Brüder und Schwestern lieb, fürchtet Gott, ehrt den König!
1. Petrus 2, 17
Das ist eine Luther-Übersetzung, die sehr prägnant ist, aber natürlich auch sofort die Frage aufwirft, die damals auch Petrus und die ersten Christen umgetrieben hat: Was schulden wir Gott, was schulden wir der Königsherrschaft? Heutzutage würde man wahrscheinlich nicht von König reden, sondern eher vom Parlament oder der Regierung. Was mir an dieser Stelle besonders gefällt, ist der Eingangsappell, nämlich der Aufruf zur Nächstenliebe, der ja direkt auf die Bergpredigt verweist. Diesen Aufruf hat jetzt Petrus aufgenommen und ganz in die politische und gesellschaftliche Situation der ersten Christen gestellt.
Das ist für mich das Entscheidende – nicht, dass man jetzt in eine falsch verstandene Unterordnung der Christen unter eine Königsherrschafft gerät, sondern es geht um die feste Überzeugung, dass die Botschaft der Bibel und vor allem die Botschaft des Neuen Testaments eine Botschaft der Liebe für alle ist. Dass man also nicht sortieren soll, nach Herkunft oder nach Geschlecht, sondern dass die Liebe Gottes unbegrenzt ist und dass das auch auf Erden gelten muss, bei allem schuldigen Respekt gegenüber den Institutionen, die eingerichtet sind. Heutzutage in der Demokratie haben wir das wieder aufgenommen in Form von Grundrechten. Aber man sieht eben, dass die christliche Botschaft zu allen Zeiten und in allen Herrschaftsformen Gültigkeit hat.