Du sollst deinen
Nächsten lieben wie dich selbst.
Markus 12, 31
Das Gebot der Nächstenliebe – als Teil des Doppelgebots der Liebe – ist für mich typisch christlich. Als Nicht-Christin fasziniert mich vor allem, dass das Gebot wirklich allen Menschen gilt. Es unterscheidet nicht zwischen Christen und Nicht-Christen, zwischen Armen und Reichen oder zwischen guten und bösen Menschen. Jesus fordert in der Bergpredigt sogar dazu auf, Feinde zu lieben. Im Kern geht es um die Frage, wie man mit seinen Mitmenschen umgeht. Dabei geht es darum, im Nächsten ein Mitgeschöpf Gottes zu erkennen und ihn deshalb so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte. Es geht – anders ausgedrückt – um Toleranz.
Toleranz ist ein Grundpfeiler der Demokratie. Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft, die durch viele verschiedene – zum Teil auch widerstreitende – Lebensentwürfe, Weltanschauungen, Religionen und Überzeugungen gekennzeichnet ist. Toleranz beschreibt den Respekt vor der Würde des Nächsten und damit auch vor seinen Überzeugungen und Lebensweisen. Sicher, der Mensch ist fehlbar. Wir werden mitunter nicht so tolerant gegenüber unseren Mitmenschen sein wie wir eigentlich sollten. Aber: Nächstenliebe ist der Maßstab, an dem wir uns immer wieder orientieren müssen.
Muhterem Aras (Grüne)
geboren 1966 in Elmaağaç bei Bingöl, Anatolien/Türkei; verheiratet, zwei Kinder, Steuerberaterin, Landtagspräsidentin, MdL seit 2011, Wahlkreis 1, Stuttgart I