Wie man nicht
wehren kann, dass einem die Vögel über den Kopf herfliegen, ...
...aber wohl, dass sie auf dem Kopfe nisten, so kann man auch bösen Gedanken nicht wehren, aber wohl, dass sie in uns einwurzeln.
Martin Luther
Ich denke, Martin Luther wollte mit diesen Worten etwas zum Thema Bosheit sagen: Die bösen Gedanken, Gedanken, die uns von anderen trennen. Wir haben in unserer Gesellschaft zunehmend das Problem, dass manche Menschen versuchen, das Trennende hervorzuheben, nicht das, was die Menschen verbindet. Wer die Botschaft des Christentums richtig versteht, nämlich als eine Botschaft der Liebe, der Zuneigung oder auch der Solidarität – was für uns Sozialdemokraten schlicht ein anderes Wort für Nächstenliebe ist – der sieht solche Entwicklungen mit Sorge.
Wenn auf einmal die Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe oder zu einer Religionsgemeinschaft zum Trennungsmerkmal in einer Gesellschaft wird, ist das nicht mehr die Gesellschaft, die vom Füreinander-Da-Sein lebt. Wenn wir uns umschauen, merken wir, dass sich die bösen Gedanken bei manchen Menschen nicht damit begnügt haben, über den Köpfen zu kreisen, sondern dass sie drohen, sich in manchen Köpfen nachhaltig einzunisten. Ich hoffe sehr, dass wir gerade im Lutherjahr daher intensiv als Gesellschaft über diesen Appell des Reformators nachdenken.
Andreas Stoch (SPD)
Fraktionsvorsitzender
geboren 1969 in Heidenheim an der Brenz; verheiratet, vier Kinder, Rechtsanwalt, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion, MdL seit 2009, Wahlkreise 24, Heidenheim